Interview Gottfried Kühbauer: Bei einem Rosenkrieg gibt es keinen Sieger!
Bei einem „Rosenkrieg“ gibt es keinen Sieger!
Gottfried Kühbauer hat als Berater schon sehr viele Menschen in ihrer Trennung/Scheidungssituation begleitet und kennt die typischen Verhaltensmuster der hiervon Betroffenen.
Kühbauer:„ Derartige Konflikte sind meist geprägt von einer sehr starken emotionalen Negativspirale. Viele wollen sich am Partner für etwaige Verletzungen rächen, und übersehen dabei, dass sie hiermit den Konflikt immer mehr verschlimmern, und daran letztlich selber zugrunde gegen. Ganz oft werden Konflikte leider über die Kinder ausgetragen.“
Fakt ist: leiden die Kinder, geht es auch den Eltern schlecht, und umgekehrt.
Die meisten Ehen werden in Österreich einvernehmlich geschieden. Die emotionalen Verletzungen/ Enttäuschungen finden hierbei jedoch (zumindest zumeist) keine bzw. zu wenig Bearbeitung.
Kühbauer: „ Diese unaufgelösten negativen Emotionen entladen sich dann meist einige Zeit nach der Scheidung, eben in etwa in Obsorge/Besuchsrechtkonflikten. Oft sind sich die Betroffenen dieser Mechanismen selbst gar nicht bewusst.“
Diese spätere Entladung ist natürlich insbesondere verheerend, wenn die Expartner wegen gemeinsamer Kinder zur Kooperation verhalten sind.
Kühbauer hilft seinen Klienten in seinen Beratungen diese negativen Emotionen zu verarbeiten und ohne emotionalen belastenden Rucksack sich der Zukunft stellen zu können.
Eine gelungene Trennungs-/Scheidungsbewältigung wäre dann gekennzeichnet durch die Fähigkeiten:
- auf das Gute zurückschauen zu können
- den eigenen Betrag, den man zur Trennung/Scheidung geleistet hat sehen zu können
- sich nicht für das Verhalten des anderen verantwortlich fühlen
- mit dem eigenen Schicksal halbwegs ausgesöhnt zu sein.
Kühbauer: „ Erst dann ist eine Entwicklung auf einer nächst höheren Stufe möglich. Diese emotional sehr herausfordernde Arbeit ist aber verständlicherweise für die Betroffenen, lange Zeit ein unüberwindliches Hindernis. Die potentiell erfolgversprechendste Variante für die Beendigung des „Rosenkrieg“ ist die gemeinsame Mediation der Partner/Expartner. Günstig ist die Bearbeitung der emotionalen Kränkung aber auch alleine, daher ohne Miteinbeziehung des (Ex-) Partners in die Beratung. Denn im Sinne eines systemischen Therapieansatzes („Zirkularitätsprinzip“) verändert sich, auch wenn nur ein Partner Beratungin Anspruch genommen hat, dadurch die Gesamtsituation, sohin auch das Verhalten des anderen Partners.
Das Ziel der Therapie ist dann erreicht, wenn es den Eltern gelingt, trotz Trennung/Scheidung die Bedürfnisse ihrer Kinder ausreichend abzudecken; es ihnen selbst danach wieder gut geht und sie, jeder für sich, befriedigende Lebensperspektiven entwickeln können.
Empfohlene Literatur:
„Glückliche Scheidungskinder, Trennungen und wie Kinder damit fertig werden“; Remo H. Largo/Monika Czernin, Piper
„ Die Opfer der Rosenkriege,“ Prof. Dr. Max Friedrich
Zur Person:
Gottfried Kühbauer: , ,Systemischer Paarberater, Mediator, 17 Jahre Bereichsverantwortlicher für Trennungs- u. Scheidungsberatung in der Männerberatung Wien,
Lehrbeauftragter für Systemische Lebens- u. Sozialberatung sowie Systemische Beziehungs-, Paar- u. Trennungsberatung am FAB-Organos- College für Systemische Beratung in Linz
Kontakt: gottfried@kuehbauer.at